Unter dem Begriff Religion wird eine Vielzahl unterschiedlicher Weltanschauungen zusammengefasst. Religiosität entwickelte sich allmählich durch die Ausprägung des menschlichen Sozialverhaltens. Die Entwicklung des menschlichen Gehirns befähigte zum Denken sowie zur Artikulation mittels Sprache. Verschiedene Wünsche und Ängste wurden mithilfe dieser Religiosität in Einklang gebracht, woraus sich schließlich die Religion als solche entwickelte.
Der Totenkult als religiöser Ausdruck
Der Mensch ist wohl das einzige Lebewesen, welches über ein Todesbewusstsein verfügt. Der Mensch hat Kenntnis von der Begrenztheit seines Daseins. Die Ungewissheit, was uns nach dem Tod widerfährt, hat schon 300.000 vor Christus zum Totenkult geführt. Tote wurden nach gewissen Ritualen bestattet, um ein Leben nach dem Tod zu beginnen.
Die ersten nachweisbaren Bestattungsformen etablierten sich bereits um 35.000 vor Christus bei manchen Volksstämmen. Grabbeigaben und Figuren sind Zeugnisse dieser Zeit. Um 12.000 vor Christus differenzierte sich der Totenkult. Es gab Gräberfelder, einzelne Gräber in Häusern oder darunter sowie Totenfeuer und eigene Grabplätze für Totenschädel. Um 8.000 vor Christus verlieh man den Mächten, die scheinbar über die Menschen und Tiere herrschten, ein Gesicht. Es entstanden Gottheiten verschiedenster Art.
Als die Menschen sesshaft wurden
Mit der Entwicklung des Ackerbaus und der Viehzucht kamen bereits die ersten Götter auf. Bauern aus der Jungsteinzeit verehrten vielfach eine Muttergöttin, die über die Erde herrschte. Naturkatastrophen und Missernten wurden mit launischen Göttern in Verbindung gebracht. Mit dem Aufkeimen der ersten Hochkulturen herrschten immer kleinere Bevölkerungsschichten über die Menschen in einer Region. Sie wurden in direkte Verbindung mit Göttern gebracht. Durch diese Entwicklung wurde Religion mit Macht und Herrschaft verbunden. Dies spiegelt sich auch eindrucksvoll in der Hochkultur des alten Ägyptens wider.
Die Entwicklung der Schrift
Mit der Entwicklung der Schrift entstanden auch die ersten religiösen Dogmen. Um 2.500 vor Christus beschrieb man über 1.000 Götter des alten Babyloniens. In Indien wurden die Veden als heilige Schriften niedergeschrieben. Später folgten die indischen Wiedergeburtslehren. Ab 440 vor Christus wurden schließlich die heiligen Schriften der großen Weltreligionen erstellt. Dazu gehören die jüdische Thora, die Schriften des frühen Christentums sowie des Islam.
Im Laufe der Zeit wurden diese Schriften wieder überarbeitet. Neue Dogmen wurden aufgestellt. Kurz nach Christi Geburt kam es zur Neuordnung der jüdischen Thora. Bis in das 18. Jahrhundert nach Christus wurden die religiösen Strömungen immer wieder reformiert und mündeten zwischen 1350 und 1700 im Renaissancehumanismus sowie in der Reformation und Gegenreformation.
War die Religion bis ins 18. Jahrhundert noch eng mit der Herrschaft über Land und Leute verbunden, hat die Bedeutung der Religion in der heutigen Zeit abgenommen. Dies gilt vor allem für die modernen Industriestaaten. In anderen Teilen der Welt, wie im Nahen Osten, spielt die Religion nach wie vor eine große und teilweise auch politische Rolle, die immer wieder zu Konflikten und Auseinandersetzungen führt.